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Rückblick: Ausstellungseröffnung „Skulpturen aus Holz und Stein“ von Ernst und Rita Trischler am 3.6.2018 im Kelnhof-Museum

Begrüßung von Bürgermeisterstellvertreter Otto Brugger:

Für die Stadtverwaltung Bräunlingen ist die Funktion des Kelnhof-Museums als Ausstellungsmöglichkeit für Kunstschaffende aus der Stadt und der näheren Umgebung sehr wichtig. Das Museum besitzt in der Stadt eine hohe Akzeptanz, die Besucher kommen längst nicht nur aus Bräunlingen, sondern aus der ganzen Umgebung und die Besucherzahlen (2017 knapp 3.000) sprechen für sich!

Auch die heutige Ausstellung ist ein Angebot der Stadt an zwei Künstler aus der Nachbarschaft, doch diese Schau ist in mehrerlei Hinsicht eine Premiere:

Zum ersten Mal präsentieren sich hier Künstler aus einem der ehemaligen Bräunlinger Dependenzorte, nämlich aus Bubenbach (wenn man davon absieht, dass Rebstockwirt und Bildhauer Herbert Schwarz ursprünglich auch aus Bubenbach kommt – nur gilt er längst als Bräunlinger!); zum ersten Mal stellt hier ein Ehepaar aus und die beiden Künstler haben hier ihre erste Einzelausstellung!

Rita und Ernst Tritschler kamen 2014 in Kontakt mit unserem Kelnhof-Museum, als im Rahmen der  Glas-Ausstellung selbstverständlich auch die Bubenbacher Glashütte Thema war und die Tritschlers uns dankenswerter Weise Leihgeber und Leihgaben vermittelten.

Heute stehen die Tritschlers selbst im Focus und zeigen uns eine beeindruckende Bandbreite ihres Schaffens. Wir freuen uns über Ihre Ausstellung und wünschen viel Erfolg!

Laudatio von Kuratorin Susanne Huber-Wintermantel M.A.:

„Man braucht, wie das Sprichwort sagt, nicht in die Ferne zu schweifen, da das Gute (oft) so nah liegt.

Die Schwierigkeit besteht aber darin, dass wir oft nicht wissen, wo genau das sein könnte –

dann ist es sehr hilfreich, wenn man jemanden hat, der einem auf die Sprünge helfen kann!

Dass wir Rita und Ernst Tritschler aus Bubenbach für diese Ausstellung im Kelnhof-Museum gefunden haben, verdanken wir Peter Pfaff, der im positiven Sinn dieses Wortes unser „Factotum“ ist – das heißt, der Mann, der alles macht und – auch alles kann!

Zu Beginn des Jahres 2016, als wir hier im Rahmen der Vorbereitung der  Ausstellung „Gläserne Glanzlichter“ auch die Geschichte der Bubenbacher Glashütte thematisieren wollten, brachte Peter Pfaff, der hier in der Umgebung überall jemanden kennt, das Ehepaar Tritschler aus Bubenbach ins Spiel. Die beiden waren unglaublich hilfsbereit und verhalfen uns im Null Komma Nix zu Objekten und Referenten, die die damalige Ausstellung ganz wesentlich bereicherten.

Darüber hinaus durften wir staunend erkennen, dass die Tritschlers selbst geradezu „am laufenden Band“ durchaus bemerkenswerte Kunstwerke produzierten. So entstand bereits im Frühjahr 2016 der Plan, eine Ausstellung mit den Werken Rita und Ernst Tritschlers zu organisieren. Ich freue mich sehr, dass es heute nun soweit ist und wir die schöne Ausstellung eröffnen können!

In die Wiege gelegt war es Rita und Ernst Tritscher nicht, dass sie einmal so tief in die Welt der Kunst eintauchen würden. Ernst Tritschler, der aus Bubenbach stammt, arbeitete als Feinmechanik-Industriemeister im väterlichen Betrieb; Rita Tritschler, die aus der Baar in den Schwarzwald kam,  hatte einen Handwerksberuf erlernt, war schon in ganz jungen Jahren an allen kreativen Tätigkeiten interessiert und insbesondere an der Kunsttherapie. Sie war die treibende Kraft, die ihren Mann nach seinem Rückzug aus dem Berufsleben dazu animierte, sich, so wie sie es bereits getan hatte, in Kursen mit verschiedenen künstlerischen Techniken zu befassen.

Ab dem Jahr 2000 besuchte das Ehepaar gemeinsam Bildhauerkurse und beteiligte sich an daraus resultierenden Gruppenausstellungen. Bald folgten weitere Ausstellungen und gleichzeitig legten die Tritschlers die Latte für sich selbst immer höher:

Von 2006 bis 2010 fanden die beiden eine Ausbildungsmöglichkeit, die zu ihnen passte:

sie absolvierten an der privaten Edith-Mayron-Kunstschule Munzingen bei Freiburg eine  berufsbegleitende Bildhauerausbildung. Die Namensgeberin der Institution war eine englische Bildhauerin, geboren 1872, die in Dornach bis zu ihrem Tod 1924 mit dem Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, zusammenarbeitete. So werden an der Munzinger Kunstschule nicht nur künstlerische Techniken und der Umgang mit unterschiedlichen Materialien vermittelt, sondern auch die Möglichkeit, das jeweilige künstlerische Schaffen sinnvoll mit der eigenen Lebenswelt in Einklang zu bringen, sich durch den Prozess der Kunstproduktion auszudrücken, sich selbst verstehen zu lernen.

Seinen gemeinsamen Wahlspruch hat das Künstlerehepaar  auf die Einladung zur Ausstellungseröffnung und den Flyer drucken lassen:

„Die Arbeit mit den Form- und Bildkräften des Menschen ist die Freude, Tiefe zu durchleben, zu erkennen, ergründen, wandeln und sich finden. Künstlerisches Schaffen ist somit Selbsterkenntnisarbeit, das Erleben der eigenen Kraft und der Möglichkeiten unserer Lebensgestaltung.“

So wie das Motto für das künstlerische Schaffen beider steht, so wirkt der gesamte Entstehungsprozess der einzelnen Kunstwerke symbiotisch. In Haus und Garten, in der Werkstatt und einem improvisierten Ausstellungsraum finden sich zahlreiche kleine und große Skulpturen, von denen nur die Tritschlers selber sagen können, was von Ernst und was von Rita stammt! Jeder arbeitet an seinen eigenen Werken, aber der Gleichklang zwischen dem Paar ist so groß, dass es scheint, als arbeiteten sie Hand in Hand. Diese Harmonie überträgt sich auf den Besucher von Haus oder Ausstellung – und, so kommt es mir vor, auch auf die Kunstwerke. Die Formen schmeicheln sich ein, man hat das Bedürfnis, die runden, glatten Flächen zu berühren – und man darf es! Es gibt viele Objekte mit anmutigen, organisch wirkenden Formen, dazwischen auch solche mit strengeren, architektonischen Linien.

Die Materialien aus dem die Objekte entstehen, sind vor allem verschiedene Hölzer, aber auch Steine und Metall. Dabei gibt es durchaus auch Überraschendes wie Fundstücke aus dem Wald, Steine aus der Gauchach, Brandreste aus dem Kachelofen…

Ernst Tritschler bevorzugte schon immer Holz (vielleicht hängt das auch mit dem Großvater zusammen, der Holzschnitzer in der Uhrenproduktion war); Rita bearbeitete früher am liebsten Stein, später aber auch Holz. Sie sägt, wenn es nötig ist, ihre Werkstücke auf der Bandsäge zu und sie kann schweißen!

Es wird sehr viel produziert im Hause Tritschler – aber es verlassen auch viele Objekte das heimatliche Bubenbach, wenn Rita und Ernst Jahr für Jahr am Kunstmarkt in Sulzburg im Markgräflerland teilnehmen. Die beiden üben das Loslassen-Können, sie verkaufen das von ihnen Geschaffene, jedes ein Unikat, an dem quasi ein Stückchen Künstler–Seele hängt, zu so zuvorkommenden Preisen, dass jeder, der sich in ein Objekt „verliebt“, es sich auch leisten kann.

Eine große Freude machte es den Tritschlers, als drei besonders ausdrucksvolle Engel für ein Hospiz in Freiburg angekauft worden sind. So macht ihr Schaffen, ihre Kreativität Sinn, ist nicht Selbstzweck und läuft nicht ins Leere.

Ich wünsche Ihnen, liebes Ehepaar Tritschler, viel Erfolg mit Ihrer Bräunlinger Ausstellung und allen Besucherinnen und Besuchern heute und in den kommenden Wochen viel Freude mit den schönen Dingen aus Bubenbach!“

Artikel wurde am 7. Juni 2018 veröffentlicht.