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Springerle-Kongress im Kelnhof-Museum am Sonntag, 16. Dezember

Die neue Ausstellung „Vom Kochen, Backen und Essen“ widmet einen ihrer Themenschwerpunkt den Springerle. Das beliebte Gebäck, das heute als typisches süddeutsches Weihnachtsgebäck gilt, hat eine lange Tradition und war vor der Einführung des Rübenzuckers zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine exklusive Nascherei, die sich nur allerhöchste Kreise leisten konnten. Zucker aus Zuckerrohr war extrem teure Importware und zur Herstellung der Springerle ließ sich Zucker nicht durch Honig ersetzen, weil das Gebäck dann seine charakteristischen und namengebenden „Füßle“ nicht bekommt, der Teig nicht aufspringt.

Bekannt sind Springerle sicher seit dem 17. Jahrhundert: In einem Grazer Koch- und Arzneibuch von 1686 findet sich ein eindeutiges Rezept aus Mehl, Zucker, Eiern sowie Anis und Zimt, Nelken, Muskat, Zitronenschale und der Anweisung, die „Springerl“ vor dem Backen trockenen lassen, damit sie die typischen Füßchen bekommen.

In einem Kochbuch aus Nürnberg von 1691wird ausdrücklich auf die Füßchen hingewiesen. Das Gebäck wird hier als Anis-Zeug oder Anis-Marzepan bezeichnet.

Die Springerle werden bei nur mäßiger Temperatur gebacken, damit sie weiß bleiben, denn sie ahmten optisch Marzipan nach, ebenfalls ein exklusives Naschwerk in hochherrschaftlichen Häusern.

Das älteste Springerle-Model, das zur Zeit im Kelnhof-Museum zu sehen ist, stammt von ungefähr 1750 und zeigt Damen und Herren in Rokoko-Kleidung und auf der Rückseite des Models eine Frau bei der Näharbeit und eine bei der Arbeit am Spinnrocken. Weitere Model in der Ausstellung stammen aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, aus dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert sowie von 1950.

So wenig Springerle auf Grund ihrer schönen Motive und der hellen Farbe auf keinem Teller mit Weihnachtsgebäck fehlen und so gerne sie auch gegessen werden – sie selbst zu backen hat viele Tücken. Wer es schon versucht hat und gescheitert ist, dem kommt das Springerlebacken wie eine Geheimwissenschaft vor.

Daher sind Springerle-Expertinnen und -experten ebenso wie lernbegierige Springerle-Laien am Sonntag, 16. Dezember von 14.30 Uhr bis 17 Uhr ins Kelnhof-Museum zu einem Treffen eingeladen, bei dem Tipps und Tricks weitergegeben und Fragen gestellt werden dürfen.

Erfolgreiche Springerlebäckerinnen und -bäcker können gerne Beispiele ihrer Kunst mitbringen. Unter allen Teilnehmern werden drei Buchpreise zu Themen der Ausstellung verlost.

Fotos:

  • Springerle-Model um 1750
  • Springerle mit dem Badischen Großherzogspaar Friedrich I. und Luise,
    um 1900
Artikel wurde am 12. Dezember 2018 veröffentlicht.