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Wir stellen vor: Christus am Ölberg – ein Beispiel religiöser Volkskunst

Die Darstellung der nächtlichen Szene am Ölberg, der Beginn der Passion Christi, war nicht nur häufiges Thema der Werke bedeutender Meister, auch die sogenannte „Volkskunst“ wählte oft dieses Motiv.

Beliebt für die häusliche Andacht waren in süddeutschen katholischen Gebieten die „Kensterchen“, kleine verglaste Kästchen, oft in Nonnenklöstern hergestellt  und phantasievoll und bunt ausgeschmückt. Die kleinen Heiligenfiguren konnten aus Holz geschnitzt sein, oder aus Wachs oder Ton geformt.

Das Kelnhof-Museum besitzt eine ganze Anzahl unterschiedlicher Kensterchen, darunter eines, das Christus im Garten Gethsemane zeigt und das aus dem späten 18. / frühen 19. Jahrhundert stammen dürfte. Nur der Boden des Kensterchens besteht aus Holz, Seitenwände und Hintergrund sind aus Pappmaché. Die aus Wachs geformte Christus-Figur, in dunkelblau und kräftig rotem Gewand, kniet  hinter einem geflochtenen, kontrastreich grün gestrichenen  Gartenzaun. Der Garten, der ihn umgibt, ist mit Palmen aus Papier, Blumen und Pflanzen, mit  Felsen, die mit  glitzerndem Sand bestreut sind, üppig ausgestattet. Auf der Spitze des Felsens, dem die Christusfigur sich zuwendet, steht der golden bemalte Leidenskelch, von leider nur noch der Fuß erhalten ist.

Solche eindringlichen, für uns heute naiv scheinenden Darstellungen, in diesem Fall die Passion Christi, sollten den Menschen helfen, sich Glaubensinhalte besser vorstellen zu können und daraus für die eigene Situation Kraft zu schöpfen.

Susanne Huber-Wintermantel M.A.

 

Artikel wurde am 9. April 2020 veröffentlicht.