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Das Kelnhof-Museum stellt vor: Die Botanisiertrommel

Seit dem späten 18. / frühen 19. Jahrhundert haben auch auf der Baar ein paar „Pioniere der Biologie“ begonnen, die Pflanzenwelt ihrer Heimat systematisch zu erforschen. Genannt seien hier die Gründer des heutigen „Baarvereins“, des „Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar“, und unter ihnen vor allem der Immendinger Reichsfreiherr Friedrich Roth von Schreckenstein. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Pflanzen- und Tierwelt der Baar zu dokumentieren.

Was die Pflanzen betraf, so gab es vor der Erfindung der Fotografie nur die Möglichkeit, komplette Pflanzen oder Pflanzenteile zu sammeln, zu trocken und auf Papier aufgeklebt zu pressen. Diese Pflanzensammlungen, Herbarien genannt, konnten dann auch Vorlage für Pflanzenzeichnungen sein. Erwähnt sei an dieser Stelle, dass das von Roth von Schreckenstein für die Zwecke des 1805 gegründeten „Baarvereins“ angelegte Herbarium bis heute irgendwo in den Tiefen der ehemaligen FF-Sammlungen in Donaueschingen schlummert – ein unvergleichlicher Schatz für die Botanik, von unschätzbarem ideellen und keinerlei materiellem Wert.

Das Pflanzensammeln wurde im 19. Jahrhundert für Botaniker und interessierte Laien zu einer beliebten Beschäftigung, die durch „Botanisiertrommeln“ unterstützt und erleichtert wurde. Die länglich-ovalen Blechgefäße wurden an einem Riemen über der Schulter getragen und ermöglichten es, die gesammelten Pflanzen optimal geschützt nach Hause zu transportieren.

Auch in der Schule wurden Kinder angehalten, kleine Herbarien anzulegen, um die Pflanzen ihrer Heimat kennen und schätzen zu lernen. Die Botanisiertrommel aus dem Kelnhof-Museum ist solch ein Exemplar für Kinder, d.h. vornehmlich für Jungen. Es stammt aus der Zeit um 1890-1900, und da wurden Mädchen vor allem im Handarbeiten und Kochen unterrichtet und auch in der Lehrerinnen-Ausbildung lag der Akzent auf Stopfen, Stricken, Sticken und Kochen.

Der kleine Junge, der die hübsche, grüne Botanisiertrommel geschenkt bekommen hatte, war sicher glücklich damit und nutzte sie viel, davon zeugen die zahlreichen Gebrauchsspuren auf dem grünen Lack und dem Bildchen mit der Jagdszene auf der Öffnungsklappe.

Susanne Huber-Wintermantel

Abbildung:  Hermann Armin von Kern: Botanikus Lieblingsblume; Öl auf Holz, um 1900 http://www.dorotheum.com/, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=51030871

Artikel wurde am 18. Mai 2020 veröffentlicht.