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Das Kelnhof-Museum stellt vor: Total global

Die Vorteile und Notwendigkeiten der Globalisierung hat man uns jahrelang in x Zusammenhängen und in leuchtenden Farben gepriesen, ein winziges Virus zeigt seit einigen Monaten die hässliche Kehrseite der weltweiten Verflechtungen.

Ein fast vergessener Gegenstand, der in der Zeit vor Googlemaps auf so manchem Schreibtisch, in jeder Schule und in vielen Institutionen stand, zeigt auf einen Blick und höchst anschaulich, was global bedeutet, wie groß die Welt und wie klein Europa ist, wie ungeheuer weit die Kontinente von einander entfernt sind (zu weit, um innerhalb weniger Stunden dort wirklich anzukommen): ein Globus.

Der Globus im Kelnhof-Museum ist klarerweise nicht irgendeiner – es ist ein ganz besonderer und dazu ein besonders schöner. Woher er ursprünglich stammt, entzieht sich leider unserer Kenntnis. Irgendwann kam das kostbare Stück vom unbekannten Vorbesitzer wahrscheinlich zunächst ins Schulhaus und fand sich später zerbeult, verschmutzt und mit Löchern unter dem auf dem Schulhausspeicher zwischengelagerten Museumsinventar, bis 1988 der Umzug in den Kelnhof erfolgte. Für den Globus dauerte der Dornröschenschlaf noch ein paar weitere Jahre an, er war zu unansehnlich geworden, um ihn auszustellen.

2013 nahm sich Museumsmitarbeiter und Restaurator Peter Pfaff des Objekts an und vollbrachte in geduldiger Arbeit ein kleines Wunder. Davon, dass sich die viele Arbeit gelohnt hat, können sich die Museumsbesucher im kleinen Zimmer neben der Küche (1. Obergeschoss des Altbaus) überzeugen, wo der Globus neben Atlanten in einer Großraumvitrine steht.

Der Globus ist eine echte Rarität und ein paar identische Exemplare tauchen gelegentlich im Antiquitätenhandel und auf internationalen Auktionen auf. Er wurde um 1860 von der Firma Thury & Belnet in Dijon aufwändig produziert. Die lithografierten Papiersegmente sind mit Pappmaché auf einer Gipskugel reliefiert, so dass ein sehr lebendiger Eindruck von Gebirgen entsteht.  Daher wurde diese Art Globus dann auch als „Reliefglobus“ bezeichnet und erhielt auf Ausstellungen zahlreiche Preise, was zusammen mit dem „Firmenlogo“ auf dem Globus vermerkt ist.

Es umgibt ihn ein Äquator- und ein Meridianring aus Metall; er steht sicher auf einem schweren Fuß aus rotem Marmor; die Halterung ist als Akanthusblatt-Kranz mit Pinienzapfen gestaltet. Wo dieser Globus stand, vermittelte er nicht nur Wissen, sondern diente als wahre Augenweide und offensichtliche Kostbarkeit gewiss auch der Repräsentation.

Die nächste Gelegenheit, den Reliefglobus zu bewundern, bietet sich am Sonntag, 5. Juli. Allerdings bestehen für den Museumsbesuch weiterhin besondere Sicherheitsregeln, über die rechtzeitig informiert werden wird.

Aktuelle Informationen zum Kelnhof-Museum immer unter www.kelnhofmuseum.de

 

 

 

Artikel wurde am 23. Juni 2020 veröffentlicht.