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Das Kelnhof-Museum stellt vor: Die Alternative zum Leitz-Ordner
Dass Praktisches durchaus auch schön sein kann, dass Handwerk und Kunst zusammengehören können, zeigen uns nicht erst die Maximen des „Bauhaus“. Im Museum sehen wir Beispiele dafür in zahlreichen Alltagsgegenständen, die schön gestaltet und zugleich funktional sind und betrachten ein Objekt, das man heutzutage zu den „Büroartikeln“ zählen würde.
Der Bräunlinger Landwirt Karl Hornung ließ sich 1867 zur Aufbewahrung seiner „Kaufbriefe“ von einem Schreiner eine spezielle Schatulle anfertigen. Die für ihn wichtigen Dokumente, Rechnungen und Quittungen, vielleicht über den Kauf von einem Acker oder einer Wiese, von einem Stück Vieh, einem Schwein, oder größeren Arbeitsgeräten waren in diesem Behältnis mindestens so gut aufbewahrt, wie sie es heute in einem Ordner wären, zumal sie bestimmt nicht so zahlreich waren.
Die Schatulle wurde an der Oberseite durch einen herausschiebbaren Deckel geöffnet und geschlossen, zusätzlich gesichert durch ein heute leider nur unvollständig erhaltenes kleines Schloss. Dieser Deckel läuft nach wie vor „wie geschmiert“, passt exakt in die Nut und wird durch die präzise gearbeitet Griffmulde mühelos bewegt. Wie bei großen „Kästen“, wie man die mächtigen Bauernschränke nannte, sind die Längsseiten der Schatulle durch aufgeleimte Profilleisten verziert und in den typischen Farbtönen Blau, Rot und Weiß schön bemalt. Schließlich wurde auch noch im weißen Feld auf der Längsseite eine Beschriftung angebracht. In schön geschwungenen Buchstaben in lateinischer Schrift (und nicht in der zu der Zeit meist verwendeten deutschen Kurrentschrift) steht zu lesen, wer der Besitzer des Kistchens war und wozu es diente.
Kaufbriefe Bräunlingen
Karl Hornung 1867
Wie schön, dass dieses kleine Objekt aufbewahrt worden ist und im Kelnhof-Museum gewürdigt werden kann. Es steht einerseits für handwerkliche Sorgfalt, für Geduld und hohes Können des Schreiners, und gibt andererseits Zeugnis ab über die Ernsthaftigkeit, mit der Landwirt und Familienvater Karl Hornung in seinem Haus gewirtschaftet hat.
Artikel wurde am 21. Juli 2020 veröffentlicht.
