Artikel

Zur Geschichte des Feuerwehrwesens in Bräunlingen (Teil 3)

Vorgeschichte zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Bräunlingen

Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden auch in unserer Gegend die ersten Freiwilligen Feuerwehren (Donaueschingen 1859, Hüfingen 1869, Döggingen 1865, Unadingen 1864, Blumberg 1874). Der große Brand des Hoftheaters in Karlsruhe 1847 mit 65 Toten und weitere Großbrände in der näheren und weiteren Umgebung waren ausschlaggebend, den Brandschutz in den Gemeinden zu diskutieren. Während man vor Gründung einer kommunalen Feuerwehr von der Brandschutzgeschichte spricht, ist der Terminus danach die der Feuerwehrgeschichte. Die neuen kommunalen Einrichtungen lösten die bis dahin bestehenden Feuer-Ordnungen ab, obwohl weiterhin entsprechende örtliche Vorschriften galten bzw. zu beachten waren.

Eine wesentliche Rolle bei der Gründung der Feuerwehr Bräunlingen spielte der Rößlewirt Philipp Hofacker. Das Gasthaus „Rößle“ befand sich zu jener Zeit im heutigen Kelnhof-Musem. Die Initiative ging offensichtlich von Ph. Hofacker aus. Bereits in einem Schreiben vom 4. Januar 1864 wurde versichert, dass man 60 freiwillige Mitglieder beisammen habe. In dem Gutachten, welches zur Vorbereitung der Gründung vom Hauptmann (Kommandanten) der Feuerwehr Donaueschingen, Schützenwirt Josef Buri (1862-1869), erstellt wurde, ist folgende Einteilung vorgeschlagen: 1 Hauptmann, 1 Adjutant, 4 Offiziere, 2 Hornisten 1 Tambour. Der 1. Abteilung sollen 23 Mann, der 2. Abt. 16 Mann, der 3. Abt. 13 Mann, der 4. Abt. 2 Mann angehören.

Die 1. Abt. wurde als Rettungsmannschaft unter der Aufsicht eines Lieutenants oder Offiziers vorgeschlagen. Der 2. Abt. wurden die 3 vorhandenen Feuerspritzen mit Bedienungsmannschaft, evtl. mit Hilfsmannschaft zugewiesen, wobei ein Lieutenant 5 oder 6 Spritzenmeister und für jede Rotte ein Obmann vorgesehen war. Die 3. Abt. erforderte 1 Lieutenant, 1 Obmann und mindestens 12 kräftige Arbeitsmänner, „welche die Leute und Feuerhacken zu dirigieren und das Einreisen zu besorgen haben“.

Auffallend sind die aus dem militärischen abgeleiteten Funktionsbezeichnungen. Vorbilder der im Vormärz und anfangs des 19. Jhdt. in Frankreich durch Napoleon I. gegründeten Löschmannschaften waren die militärisch organisierten Sapeur-Pompiers, die zum Teil in das französische Militär eingebunden waren. Carl Metz (1818 – 1877), als Handwerksgeselle in Frankreich auf der Walz (Wanderschaft), berichtete in Durlach, heute Stadtteil von Karlsruhe, über die dortigen Ausbildungsmethoden der Sapeur-Pompiers. Die ganze Organisation/Einheit wurde als „Corps“ oder „Pompiercorps“ bezeichnet. Noch heute ist der Begriff „Feuerwehrkorps“ durchaus im allgemeinen Sprachgebrauch gängig. In Karlsruhe, wo nach dem Hoftheaterbrand in der Gründungsversammlung (1848) durch den Beitritt freiwilliger Bürger in das beabsichtigte Pompiers-Corps der Begriff „Feuerwehr“ erstmals Verwendung fand,  ist der Name für die neuen örtlichen Organisationsformen geboren worden. In der Folge haben sich alle vorhandenen Pompiers-Corps in Feuerwehr unbenannt. Sowohl die militärisch entlehnten „Dienstgrade“ als auch das militärisch anmutenden Antreten und Marschieren, die Übungsabläufe und Kommandos waren über viele Jahrzehnte in den Feuerwehren üblich.

Die 1842 von Carl Metz gegründete Firma wurde überregional bekannt, nachdem beim Karlsruher Hoftheaterbrand eine Spritze von Metz beste Löscherfolge erzielte. Die Firma, ursprünglich in Heidelberg ansässig, hat sich 1905 in Karlsruhe niedergelassen und produziert noch heute Feuerwehr-Drehleitern und Hubrettungsbühnen. Die Löschfahrzeuge, Rüstungswagen u.a. werden heute in einer ehemaligen Tochterfirma in Luckenwalde, Brandenburg, im Rahmen der Unternehmensgruppe Rosenbauer produziert.

Gründung der Freiw. Feuerwehr Bräunlingen am 10. Januar 1864

Bürgermeister Limberger und die Gemeinderäte Koch und Brugger haben aufgrund eines Beschlusses des Gemeinderats vom 21. Dez. 1863 die Modalitäten für die Gründungsversammlung schriftlich niedergelegt. Die freiwilligen Feuerwehrmänner wurden am 10. Jan. 1864 aufs Rathaus einbestellt, um einen Hauptmann und 4 Lieutenants zur wählen, „welche die Leitung und Aufsicht über das Corps zu führen haben“, wobei der Hauptmann von sämtlichen Mitgliedern, die Lieutenants von der Mannschaft der betreffenden Abteilungen gewählt wurden. Die Dienstzeit wurde auf 3 Jahre festgesetzt. Zur Gründungsversammlung waren 80 Personen erschienen, wovon, wie oben angeführt, 65 Bürger sich als freiwillige Mitglieder bereit erklärten.

Karl Winterhalter

Zum Hauptmann wurde mit 36 Stimmen Karl Winterhalter gewählt. Es sollte dieses Amt 25 Jahre bekleiden. Rößlewirt Philipp Hofacker erhielt 7 Stimmen. Die wenigen Stimmen für den Rösslewirt sind wahrscheinlich darin begründet, weil er während der 48er Revolution auf Seiten der Erneuerer / Republikaner stand und in der Folge davon Zusammenschlüsse, vor allem mit militärischen Charakter, für die Regierung suspekt waren, oder aber auch die Bräunlinger nicht mit einem ehemaligen „Revolutionär“ an der Spitze der Feuerwehr eine gemeindliche Einrichtung beginnen wollten.“

Zu Lieutenants wurden gewählt: Für die I. Abteilung Markus Miller, II. Abteilung Johann Kaiser, III. Abteilung Mathias Brugger und für die IV. Abteilung Joseph Hermann. Die vorbereiteten Statuten wurden anschließend dem Bezirksamt zur Genehmigung vorgelegt. Die Genehmigung des Großherzoglichen Ministeriums des Innern wurde am 7. April 1864 erteilt.

Deckblatt der Statuten

Leider können über die ersten Monate nach der Gründung der Feuerwehr keine weiteren Angaben gemacht werden, da das Schriftführerbuch für die Jahre 1864 bis 1916 nicht mehr auffindbar ist, obwohl es noch vor etlichen Jahren für die Erstellung von Jubiläumsschriften gute Informationen lieferte. Lediglich die Rechnungsbelege bei der Stadt geben einige Hinweise. Der Großteil der persönlichen Ausrüstungsgegenstände (83 Helme in Messing, 7 Offiziershelme mit Buschen, Pfeifen u.a. wurden bei der Firma Gustav Keller, Löffingen, beschafft, die Trommeln und Signalhorn beim Großh. Zeughaus in Rastatt, Hanfschläuche (51 Stück) bei der Firma Rappenegger in Hüfingen. An Geräten wurden 1864 u.a. 1 Rettungswagen, 1 Schlauchkarren, diverse Leitern, Rottenlaternen, Feuerpatschen angeschafft. Die Kosten für die Stadt betrugen im Gründungsjahr 1.698 Gulden (fl.) 33 Kreuzer (Kr.). Das Führen der Spritzen mit Pferden wurde durch den Gemeinderat öffentlich zum günstigsten Preis versteigert. Bereits am 17. Juli 1864 wurden Teile der neuen Formation zu einem Brand nach Hubertshofen gerufen. Im zweiten Jahr mussten bereits Nachbestellungen der Ausrüstung für 20 neu aufgenommene Feuerwehrmänner getätigt werden. Der erste Einsatz in Bräunlingen nach Gründung war 1865, als das Gasthaus „Linde“ brannte.  Die Wehr erhielt für ihre vorbildliche Arbeit bei diesem Ereignis eine Anerkennung von 50 fl; die Feuerwehrmusik für ihre Tätigkeit eine solche von 25 fl. Die Jahreskosten für die Feuerwehr sanken von 584 fl. 23 Kr. im Jahr 1865 auf 386 fl. 7 Kr. im Jahr 1866.

1867 bekam die Feuerwehr erstmals eine Fahne. Die Erlaubnis, die Fahne zu weihen und zu segnen, wurde durch das Erzbischöfliche Ordinariat mit Verweis auf die Art der Segnung erteilt. Dem „Pompiercorps“, so laut Beleg bei den Rechnungsbeilagen, wurden zur Deckung der Unkosten bei der Fahnenweihe 50 fl. bewilligt.

1868 erhielt die Wehr für 1.600 fl. eine Handdruckspritze, gefertigt von der Firma Rappenegger, Hüfingen.

Mannschaftstransportwagen 1896

1875 wurde ein von den F.F. Forsten ausrangierter Jagdwagen für 110 Mark als Mannschaftstransportwagen  käuflich erworben. Für eine anderweitige Verwendung wurde die Taxe auf 2 Mark pro Tag festgesetzt. 1879 musste der Transportwagen aber bereits für 50 Mark restauriert werden. In der Zukunft verblieb der Wagen in Verwahrung der Feuerwehr, welche für  die Instandhaltung verantwortlich gemacht wurde. Er versah dann lange Jahre seinen Dienst, bis er 1896 durch einen neuen Mannschaftstransportwagen ersetzt wurde. Dieser ist, nachdem er in den 1970er Jahren von der Narrenzunft repariert und restauriert wurde, noch heute als „Narrenratstransportwagen“, von den Narren liebevoll „Schnapskarren“ genannt, jährlich an der Fasnet beim Umzug in Donaueschingen in Funktion.

Im September 2020

Joachim Schweitzer

 

Die weitere Geschichte der Bräunlinger Feuerwehr ist in den Jubiläums-Festschriften zum 100-jährigen (1964), 125-jährigen (1989) und 150-jährigen Jubiläum (2014) niedergeschrieben.

 

 

Artikel wurde am 22. September 2020 veröffentlicht.