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Aus dem Kelnhof-Museum: Von der Demut der Könige

Am Ende dieses für alle so schwierigen Jahres soll dieser Weihnachtsgruß sich an alle richten, die unsere schönen Ausstellungs- und Veranstaltungsangebote vermisst haben und mit uns darauf hoffen, dass sich 2021 vieles nachholen lässt – auch das verpasste Jahresprogramm des Kelnhof-Museums.

Wenn das Museum endlich wieder geöffnet werden kann, wird sich allerdings leider vorübergehend einiges geändert haben. Durch die äußerst problematische Raumklimasituation im 2. Obergeschoss der Widerkehre müssen die dort untergebrachten Kunstschätze für einige Zeit in andere Räume, teilweise sogar ins Depot umziehen.

Im 2. Obergeschoss des klimastabilen Altbaus kann, sobald die Corona-Situation es erlaubt, weiterhin das vielleicht schönste Gemälde der Bräunlinger Kunstsammlung betrachtet werden, die Anbetung der heiligen Dreikönige. Es ist um 1625-50 entstanden, noch während oder gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, einer Zeit, die um vieles verzweifelter war als die unsrige. Die heiligen Dreikönige wurden besonders verehrt, seit ihre angeblichen Reliquien 1164 durch Kaiser Friedrich Barbarossa in Mailand geraubt, seinem Kanzler, dem Kölner Erzbischof, übergeben und von diesem nach Köln gebracht worden waren.

In der Bibel berichtet nur das Mathäus-Evangelium in wenigen Sätzen über die Sternkundigen, die der Prophezeiung glaubten, dem Stern folgten und sich auf den Weg zum neugeboren König machten, um ihm zu huldigen, zu beschenken und vor den Mordplänen des Herodes zu bewahren. Im Laufe der Jahrhunderte wurden daraus drei Männer (da es drei Gaben waren, die sie brachten), drei Weise, drei Magier und schließlich drei Könige. Im Spätmittelalter kam der Gedanke auf, dass die Könige die damals bekannten drei Erdteile Europa, Asien und Afrika repräsentieren sollten und die drei Lebensalter, also alle Menschen.

Die Faszination, die von den zahlreichen Dreikönigsdarstellungen, die es gibt, ausgeht, liegt einerseits in der bunten, üppigen, oft exotischen Pracht der Darstellungen, den mehr oder weniger meisterhaft abgebildeten Stoffen und Pelzen, die oft den Eindruck vermitteln, man hätte tatsächlich Samt und Seide, Brokat, Pelz und Geschmeide vor sich. Andererseits aber, und vor allem, wollten die Künstler und ihre Auftraggeber die Demut und den tiefen Glauben der mächtigen Könige zeigen, die ihre Knie vor einem neugeboren Kind in armseliger Umgebung beugten und erkannten, dass sie hier etwas vorfanden, mächtiger als die mächtigsten Könige, größer als die bedeutendsten Menschen.

Daher brachten sie Gold für das königliche und Weihrauch für das göttliche Kind, sowie Myrrhe für den zukünftigen Heiland, der Leid und Tod erdulden würde und nahmen die Hoffnung auf Neubeginn und auf Erlösung mit. Für die Menschen, die Krieg und Not, Seuchen und Krankheiten durchlitten hatten, durchaus ein tröstlicher Aspekt, vielleicht für manche von uns sogar heute noch.

Über dieses Kunstwerk ist wenig bekannt. Dekan Carl Aloys Metz hatte es in Besitz und vermachte es der Stadt. Die Wappen weisen auf das fränkisch-schwäbische Adelsgeschlechts von Muggenthal sowie die Luzerner Familie von Hertenstein hin und tragen damit keineswegs zur Lösung der Frage bei, wie das Bild nach Bräunlingen kam, sondern machen es noch rätselhafter.

In Band 3 der Schriftenreihe der Stadt Bräunlingen können die Forschungsergebnisse der Kunsthistorikerin Birgit Wolf zum Bräunlinger Dreikönigsbild nachgelesen werden. Bei Kaufinteresse bitte an die Touristinfo wenden: kulturamt@braeunlingen.de , Tel. 0771 603171.

Susanne Huber-Wintermantel

 

Artikel wurde am 15. Dezember 2020 veröffentlicht.