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Ausstellung mit Modell der früheren Marienkapelle

Das von Ernst Holzer im Maßstab 1:50 erstellte Modell der früheren Marienkapelle (1695 – 1881) wurde am Sonntag, 3. April dem Kelnhof-Museum übergeben. Ernst Holzer, der bereits ein Modell der Stadtkirche im Maßstab 1:100 erstellte, hat in vielen Stunden die 1695 gebaute Marienkapelle detailgetreu nachgebaut. Das faszinierende Werk wird künftig die Besucherinnen und Besucher des Museums im Kelnhof erfreuen und ein Stück Stadtgeschichte sichtbar machen.

Grundlage für den Nachbau der Kirche, die dann allerdings 1881 der heutigen Stadtkirche weichen musste, sind die im Stadtarchiv Bräunlingen als Zeichnung noch vorhanden Ansichten, Grundriss, Längs- und Querschnitte.

Das Besondere an dem Modell ist, dass es nicht nur die Marienkapelle von außen zeigt. Das Kirchendach mit über 9.000 nachgebildeten Ziegeln kann hochgeklappt werden und es kommt dann der getreue Nachbau des Dachstuhls zum Vorschein. Die frühere Zimmermannsarbeit ist detailgetreu Sparren für Sparren und Verstrebung für Verstrebung nachgebaut. Der Dachstuhl kann wiederum hochgeklappt werden und gibt den Blick in das Innere der Kapelle frei.

Der barocke Altar, welcher heute in Obereschach in der dortigen Kirche ist, steht im Chorraum des Modells. Selbst das Altarbild und die den Altar begrenzenden Säulen zeigen das frühere Bild, welches die Gottesdienstbesucher bis zum Abbruch der Kirche 1881 hatten. Die beiden Emporen, die im hinteren Teil der Kirche eingebaut waren, vervollständigen den maßstabsgerechten Nachbau.

Ursula Gehringer, Kulturrespizientin im Gemeinderat, begrüßte für den verhinderten Bürgermeister die zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher.

Christoph Reiner, 1. Vorstand des Kulturfördervereins, würdigte die enorme Fleißarbeit von Ernst Holzer. Die vielen nicht gezählten Stunden, sicherlich einige Hundert, lassen sich nur erahnen, ebenso die Geduld für die vielen überraschenden Details. Er bedankte sich bei Ernst Holzer und bei seiner Frau, die während der „Bauzeit“ viele Stunden alleine war, mit einem Geschenk.

Der Kulturförderverein hat im Kelnhof-Museum zur Übergabe des Modells auch eine Ausstellung über die ehemalige Marienkapelle aufgebaut. Frühere Ausstattungsgegenstände, Zeichnungen, Pläne, selbst das Modell für den Altar, und Fotografien vermitteln dem Ausstellungsbesucher ein nachvollziehbares Bild der später zur Stadtkirche gewordenen Kapelle.

In einem Vortrag brachte Joachim Schweitzer die Umstände zum Bau 1695 der zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit und der Unbefleckten Jungfrau geweihten Kapelle näher. Die reich an barocken Elementen ausgestattete Kirche, ursprünglich noch Filialkirche von St. Remigius im Friedhof, ist dann im Laufe der Zeit Pfarrkirche der Bräunlinger geworden.

Oberschultheiß Johann Konrad Gumpp und der damalige Stadtpfarrer Johann Baptist Franckh initiierten den Bau, der eine bereits bestehende Marienkapelle ersetzte. Gumpp selbst gab 300 Gulden für den Bau. Im Gegensatz zur heutigen Stadtkirche war die Kapelle in Ost-West-Richtung längs der Zähringerstraße gebaut.

Die etwas ungewöhnliche Baugeschichte wurde von Joachim Schweitzer ebenso vorgetragen wie die vielen im Laufe der Zeit notwendigen Reparaturen.

  • Die Beschaffenheit der Kirche, welche Platz für 782 Gläubige bot,
  • die Außenmaße (23,40 m lang, 11,64 m breit, 7,80 m hoch),
  • die Gestaltung des kleinen Kirchturms als Zwiebelturm, Ausstattung mit 3 kleinen Glocken (insg. 10 Zentner),
  • die Bedrohung der Aufhebung der Kapelle im Zuge der Aufklärung und des von Wien ausgehenden Josephinismus bis hin zur letzten 1866 noch vorgenommenen Innenrenovierung

rundeten die Informationen ab. Sicherlich ist für die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung überraschend, wie viele der barocken Ausstattungsstücke heute noch vorhanden sind:

  • Der barocke Hochaltar aus der Werkstatt der Villingen Bildhauerfamilie Schupp steht heute in der Kirche in Obereschach und ist eine Besichtigung wert.
  • Die barocke Kanzel wurde ebenso in die heutige Stadtkirche übernommen wie auch die Figuren der Hl. Agatha und des Hl. Donatus (Patrone gegen Feuers- und Blitzgefahr) an den beiden viereckigen Pfeilern sowie die großen Holzplastiken von Remigius (Patron der Pfarrei und der Stadt) und Johannes von Nepomuk links und rechts vom Haupteingang.
  • Die beiden Altarblätter der früheren Seitenaltäre des Rottweilers Barockmaler Johann Georg Glückher, vor Jahren im Auftrag des Kulturfördereins restauriert, wie auch das Modell des Altars von 1695 sind in der Ausstellung zu sehen.

Die Ausstellung kann noch an den nächsten Öffnungstagen besichtigt werden. Für Gruppen werden nach vorheriger Terminabsprache Führungen angeboten, Anfragen direkt an den Kulturförderverein: https://www.kulturfoerderverein-braeunlingen.de/Kontakt-7.html

Artikel wurde am 8. April 2022 veröffentlicht.